VR-Brillen funktionieren wegen der QuerdisparationRäumliches Sehen durch Querdisparation | © Jose carlos Cerdeno / iStockphoto.com
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Die Augenoptik von A bis Z: Querdisparation

Im Rahmen unserer be optician-Nachwuchskampagne informieren wir Dich über die spannende Ausbildung in der Augenoptik. So konntest Du bereits einiges über den Ablauf der drei Lehrjahre, die Prüfungen oder die ÜLu erfahren. Seit einigen Monaten informieren wir Dich allerdings mit noch mehr Details, damit Du Dir ein besseres Bild von der Ausbildung und vom Gesundheitshandwerk an sich machen kannst!

Wenn Dich ein Thema besonders interessiert, schreibe uns gerne eine E-Mail mit Deinem Wunsch an:

Der Buchstabe Q – Querdisparation

Nimm Dir mal einen Stift und halte ihn vor Dein Gesicht. Schließe ein Auge und achte nun auf den Hintergrund hinter dem Stift. Wenn Du jetzt die Augen wechselst, also das eine öffnest und das andere schließt, verschiebt sich der Hintergrund sprungartig auf die andere Seite. Ist Dir das auch schon einmal aufgefallen und Du hast Dich gefragt, woher das kommt? Logischerweise liegt das daran, dass wir zwei Augen haben, mit denen wir die Umwelt wahrnehmen – allerdings aus verschiedenen Blickwinkeln! Sind beide Augen geöffnet, erhält unser Gehirn die Informationen von der linken und rechten Seite und kann diese zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Und die Verschiedenheit der Bilder, die unser linkes und rechtes Auge als Information an unser Gehirn weiterleiten, nennt sich Querdisparation.

Wie hilft mir die Querdisparation weiter?

Die Querdisparation hat – ganz vereinfacht gesagt – mit dem räumlichen Sehen zu tun. Beim räumlichen Sehen unterscheiden wir mono- und binokulares Sehen. Binokular bedeutet, dass wir mit beiden Augen auf etwas blicken, zum Beispiel auf unseren Stift vor der Nase, und diese Informationen dann von unserem Gehirn verarbeitet werden. Unsere Augen liegen zwischen 5 und 7cm voneinander entfernt und sehen unseren Stift somit aus einem anderen Winkel. Und genau dieser Unterschied in den beiden Bildern ist die Querdisparation. Das Gehirn nutzt die verschiedenen Bilder, um zum Beispiel die Entfernung eines Gegenstandes zu bestimmen. Beim monokularen Sehen nimmt jedes Auge unterschiedliche Informationen zu einem Objekt wahr, zum Beispiel durch das Spiel von Licht und Schatten. Diese zusätzlichen Informationen, darunter fallen auch Größenunterschiede, Kontrastüberschneidungen oder Farben, helfen beim räumlichen Sehen.

Aber was genau ist „räumliches Sehen“?

Wir könnten jetzt sagen: Alles, was wir sehen, geschieht ja in einem Raum – egal wo wir uns aufhalten. Aber das räumliche Sehen meint eigentlich etwas Präziseres – nämlich die dreidimensionale Wahrnehmung des Raumes! Ohne diese Wahrnehmung, die auch Tiefenwahrnehmung genannt wird, können wir im Alltag unsere Umgebung nicht in drei Dimensionen erleben: Länge, Breite und Höhe. Unser Gehirn verarbeitet – und hier kommen Querdisparation und bino- sowie monokulares Sehen ins Spiel – die ihm vorliegenden Informationen und lässt uns morgens unfallfrei unser Brot schmieren, Wasser ohne zu Kleckern in ein Glas schütten oder die Schuhe mit einer Scheife binden. Wir können unsere Brille auf die Nase und nicht ins Auge setzen, die Haustür abschließen und jemandem auf der Arbeit die Hand geben. Für all das benötigen wir die Tiefenwahrnehmung.

Du hast bestimmt aus den Zeilen herausgelesen, dass die Auge-Hand-Koordination in besonderem Maße von der Tiefenwahrnehmung beeinflusst ist. Kennst Du Roger Federer, den ehemaligen Tennisspieler aus der Schweiz? Ihm wurde zu seiner aktiven Zeit eine überragende Auge-Hand-Koordination zugesprochen, da er – nachdem er ahnte, wohin der Ball kommt – diesen direkt und ohne Zögern parieren konnte – er blickte nur auf den Ball. Bei ihm war die Fähigkeit, eine Aktivität mit den Händen auszuführen, deren Informationen er einzig über die Augen aufnahm, außergewöhnlich.

Und was ist mit dem 3D-Kino?

Wenn Du Dir einen Film in 2D ansiehst weißt Du, dass Du einfach einen Film siehst. Ihm fehlt die Dimension „Tiefe“. Um eine optische Tiefe zu erzeugen, benötigt es ein besonderes Equipment, sowohl in der Produktion als auch im Kinosaal selbst. Bei einem 3D-Kinofilm erschafft die Technologie eine Tiefe, die wir sogar meinen, anfassen zu können. Realität und Fiktion verschwimmen. Und obwohl wir im Alltag räumlich Sehen, also alles mit Tiefe wahrnehmen, gibt es Menschen, die diese Art von Produktion nicht vertragen: Es können zum Beispiel Schwindel, Kopfschmerzen oder Übelkeit auftreten.

Die Tiefenwahrnehmung ist nicht immer gleich, sie kann sich über die Jahre verändern. Die Gründe sind vielfältig und reichen von einer Veränderung in der Sehleistung über das Schielen bis hin zu einer Verletzung des Auges. Das Thema interessiert Dich? Dann sprich´ gerne einmal Deinen Augenoptiker vor Ort an – vielleicht kannst Du bei einem Schnuppertag oder Praktikum mehr über die Tiefenwahrnehmung erfahren!