Werkstück aus Acetat herstellenSo stellst Du ein Werkstück aus Acetat her | © Arsenii Palivoda / istockphoto.com

Ein gerades Werkstück aus Acetat – geht das überhaupt?

Unsere Ausbilder plaudern aus dem Nähkästchen!

Werkstücke stellst Du in Deiner augenoptischen Karriere mehr als einmal her. Darunter fassen wir alles, was im Endeffekt zu einer Sehhilfe wird. In Deiner Ausbildungszeit nutzt Du Deine handwerkliche Übungszeit natürlich, um Werkstücke zu fertigen – die dann noch nicht unbedingt von Deinen Kunden verwendet werden. Aber dennoch sollten auch diese Werkstücke gut vorbereitet und mit dem richtigen Werkzeug zum Beispiel zu einer qualitativ hochwertigen Fassung verarbeitet werden. Bleiben wir beim Thema Fassung fällt uns sofort ein passendes Material ein: das Acetat! Und wie Du aus einem Stück Acetat eine ganz großartige Fassung herstellen kannst, zeigen wir Dir jetzt!

Welches Werkzeug brauchst Du – und wofür genau?

Um das Acetat möglichst sauber zu bearbeiten, sollten die folgenden drei Messwerkzeuge unbedingt Deine besten Freunde werden:

  • der Nonienmessschieber
  • der Winkelmesser
  • die Winkellehre

Messschieber:

Stell Dir vor, Du hast genaue Daten von Deinem Kunden. Du kennst jeden Millimeter des Gesichtes, die Position der Augen, der Nase und der Ohren. Das ist schon einmal eine gute Voraussetzung, damit das Werkstück exakt gearbeitet werden kann. Klar: Wenn Du die Maße möglichst genau einhältst, rutscht die Brille nicht! Und daher haben wir den Messschieber immer griffbereit. Mit ihm kannst Du Maße mit einer Genauigkeit von 0,02 mm ablesen – dafür solltest Du aber schon ein wenig mit dem Messschieber geübt haben.

Winkelmesser:

Nicht nur die genauen Abmessungen sind wichtig – auch die Winkel sollten stimmen! Du kannst die Winkel entweder während der Bearbeitung damit prüfen, oder Du nutzt den Winkelmesser vorher, um Dir mit der langen Seite einen vorgegebenen Winkel auf das Werkstück zu zeichnen.

Winkellehre:

Die Winkellehre ist auch ein ganz nützliches Tool, dass Du vielleicht unter dem Namen 90°-Lehre kennst. Mit diesem Helfer kannst Du ganz schnell überprüfen, ob Du die Kanten perfekt zueinander gefeilt hast oder ob sie eventuell gegeneinander verkippt sind.

 
Und wie bearbeite ich jetzt das Acetat?

Grundsätzlich solltest Du ein Acetatstück haben und die Form, die nachher entstehen soll. Diese Form überträgst Du auf das Acetatstück – Du kannst es auch anreißen – und sägst es anschließend mit der Laubsäge aus. Unser Tipp für die Bearbeitung: Immer von grob nach fein! Das gilt für alles: Sägen – Raspeln – Feilen – Schmirgeln – Polieren. Wir sparen natürlich auch gerne Zeit, aber wir können Dir aus Erfahrung sagen: Die Idee, einen Arbeitsschritt zu überspringen, um schneller fertig zu werden, kostet Dich am Ende erheblich mehr Zeit. Manchmal musst Du sogar von vorne anfangen – und die Nerven kannst Du Dir sparen!
 
Du möchtest eine eckige Form herstellen? Dann haben wir einen besonderen Tipp für Dich: Bei einer eckigen Form erzielst Du die besten Ergebnisse, wenn Du zunächst nur eine Kante des Werkstückes bearbeitest. Diese dient dann als Orientierung für die Bearbeitung der weiteren Kanten. Es kann nämlich passieren, dass Du ganz schnell ein Parallelogramm vor Dir liegen hast, und kein Winkel mehr zum anderen passt!

Darf ich die Feile benutzen?

Du musst sie sogar benutzen – aber immer die richtige Seite! Die feine Metallseite (Hieb Nr. 3) ist überhaupt nicht geeignet. Die feinen Zwischenräume setzen sich schnell mit Acetat zu und verkleben das Feilenblatt regelrecht. Damit kannst Du nicht weiterarbeiten.

Klar: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen – und auch wir haben schon einmal mit der falschen Seite gefeilt! Aber hierfür gibt es einen Trick: Lege die Feile auf ein saugfähiges Werkstatttuch und sprühe das gesamte Feilenblatt vorsichtig mit WD40 ein. Dann über Nacht einwirken lassen. Durch die Kriecheigenschaften des Öles lösen sich die Acetatspäne langsam und die Feile ist wieder wie neu!

Nach dem Feilen kommt dann das Schmirgeln – wieder von grob nach fein! 180er – 240er – 320er und schließlich 400er! Vor dem letzten Schritt, dem Polieren, kannst Du auch nass schleifen: Einfach das Schmirgelpapier in eine Schale Wasser tauchen und weiter schmirgeln. Du wirst sehen: Dein Werkstück erhält so eine noch feinere Oberfläche!

Zum Schluss: Einmal polieren, bitte!

Beim Polieren solltest Du behutsam vorgehen. Nicht zu viel Druck auf die Kanten bringen, denn sonst verbrennen die scharfen Kanten und Du fängst von vorne an!
 
Eine Acetatbearbeitung kann ziemlich viel Spaß machen – denn Du hauchst einer Fassungsform Leben ein! Richtig cool eigentlich! Wir wünschen Dir viel Freude bei der Entwicklung Deiner Werkstücke!